Es weihnachtet sehr...

... nur nicht bei uns in diesem Jahr. Kein Baum, keine Deko, keine Lichterketten, kein Adventskranz, keine Weihnachtsmusik, kein Besuch bei der Familie. Es geht einfach nicht. Nicht in diesem Jahr.

Als Kind habe ich Weihnachten geliebt. Eine Zeit voller Wunder, voller Erwartungen, voller Freude, voller Aufregung. Ich habe die vielen Lichter überall in dieser dunklen Jahreszeit geliebt. Die Stunden mit der Familie, mit leckerem Essen und Spielen. 

Als Erwachsene war ich Weihnachten gegenüber immer zwiespältig eingestellt. Die Lichter, die Zeit mit der Familie, die Ruhe und mit etwas Glück sogar Schnee liebe ich heute noch.  Aber gerade wenn es einem nicht gut geht, ist Weihnachten oft auch eine schwere Zeit. Wenn sich das Jahr dem Ende entgegen neigt, wenn alles etwas leiser ist als sonst, hat man Zeit zum Nachdenken. Man kann sich einsam fühlen. Man denkt an all die Menschen, die man vermisst, mit denen man nicht mehr Weihnachten feiern kann. Jedes Jahr haben wir bei meinen Großeltern gesessen und mein Opa hat seine geliebte Weihnachtsmusik aus dem Erzgebirge laufen lassen. Ich vermisse das sehr. Ich vermisse Opa - und so viele andere. Trotzdem habe ich mich immer auf Weihnachten gefreut.

Nicht in diesem Jahr. In den letzten Wochen wurde mir oder besser gesagt uns klar, dass wir in diesem Jahr nicht einfach feiern können, als wäre nichts passiert. Als hätten wir in diesem Jahr nicht unser Baby verloren. Also haben wir uns entschlossen, dass Weihnachten in diesem Jahr bei uns ausfällt. An Weihnachten wäre ich schon im 5. Monat gewesen. Es täte einfach zu weh. 

Doch natürlich kann man Weihnachten nicht komplett ausschließen, ist es doch allgegenwärtig. Und so laufe ich in den letzten Wochen manchmal mit Tränen in den Augen durch den Supermarkt, wenn plötzlich ein Weihnachtslied läuft. Aber das ist in Ordnung. Die Trauer gehört dazu. Sie ist wichtig - schließlich haben wir ein Kind verloren, von dem wir uns schon seine ganze Zukunft ausgemalt hatten. Eine Zukunft, die es nun nicht geben wird. Es gibt nur eine viel zu kurze Vergangenheit, die wir gemeinsam hatten. 

Und überall weihnachtet es sehr. Nur nicht bei uns in diesem Jahr. 

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Nichtsdestotrotz wünsche ich euch allen eine wunderbare Weihnachtszeit! 

Kommentare

  1. Liebe Corinna, das zu lesen tut auch mir weh und ich spüre genau was du bzw ihr fühlt. Ich selber war 3 mal schwanger Frühabord zwei Eileiterschwangerschaften. Dann 6 Monate später eine Herz OP und die Gewissheit nie mehr schwanger werden zu dürfen..all das geschah zwischen meinem 32 und 34 Geburtstag . Nach der 2. Eileiterschwanger haben wir einen Adoptionsantrag gestellt. 3 Monate nach meinem Herzklappenersatz, noch schwach von der schweren OP, wurde uns ein 3 Tage alter kleiner Mann in die Arme gelegt. Ohne Vorname den wir sofort parat hatten. Der Arzt sagte schau kleiner Mann das ist deine Mama Wir waren innerhalb 2 Stunden Eltern. Ohne Vorbereitung Dieses Baby ist heute 26 Jahre und ein netter junger Mann Er war sofort dass was wir uns immer gewünscht haben unser Baby, unser Kind und Sohn. Wir sind sehr glücklich diesen Schritt damals gegangen zu sein. Meinen endeten immer in der 7 und 9. Woche. Aber meinen Mutterpass habe ich heute noch. Auch jetzt kullern die Tränen, die Erinnerung wird bleiben

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